Nano statt Vim auf dem Webhosting-Server verwenden: Standardeditor ändern

Wer häufiger per SSH auf einem Web- oder Shared-Webhosting-Server arbeitet, kennt das Problem: Beim Aufruf von

crontab -e

öffnet sich oft nicht der Wunscheditor (z. B. nano), sondern stattdessen vim oder Vi. Für Nutzer, die Nano bevorzugen – weil übersichtlicher, weniger Befehls-Modi – ist das ärgerlich. In diesem Beitrag zeige ich Schritt für Schritt, wie du unter Linux bzw. einem Shared-Webhosting (beispielsweise bei Ionos) den Standardeditor temporär und dauerhaft auf Nano umstellst. Zudem erkläre ich kurz, was Nano und Vim sind, wie das konkret bei Ionos funktioniert und welche weiteren Tipps wichtig sind.

Was ist Nano?

Nano ist ein einfacher, benutzerfreundlicher Texteditor für die Kommandozeile (Terminal), der komfortabel zu nutzen ist – keine „Modi“ wie bei Vim, einfache Tastenkombinationen wie Strg+O zum Speichern, Strg+X zum Beenden. Ideal für Konfigurationsdateien oder Cronjobs, wenn man rasch etwas ändern möchte.

Was ist Vim?

Vim („Vi-IMproved“) ist ein sehr mächtiger Kommandozeileneditor mit vielen Funktionen und einer steilen Lernkurve – er unterscheidet Eingabe-Modus und Befehlsmodus. Diese „Modi“ führen häufig zu Verwirrung bei Wenig-Vim-Erfahrenen. Beispielhafte Befehle:

AktionTastenkombinationBeschreibung
In den BefehlsmodusEscVerlasse den Eingabemodus
Datei speichern:w + Enter„Write“ – speichert Datei
Speichern & schließen:wq + Enter„Write & Quit“
Nur schließen (ohne speichern):q! + Enter„Quit without saving“
Nur schließen (wenn nichts geändert):q + Enter„Quit“

Wenn du Nano bevorzugst, ist es also sinnvoll, Vim als Standardeditor abzuwählen – was ich dir nun zeige.

Temporär den Editor auf Nano ändern

Wenn du nur für eine Sitzung oder einmalig den Editor auf Nano setzen möchtest – z. B. beim Aufruf von crontab -e – geht das ganz einfach:

export EDITOR="/usr/bin/nano"
export VISUAL="$EDITOR"
crontab -e

oder kürzer:

EDITOR=nano crontab -e

Damit wird für diese eine Ausführung von crontab -e Nano als Editor geöffnet. Das funktioniert, weil der Befehl crontab -e die Umgebungsvariable VISUAL bzw. EDITOR ausliest, wenn sie gesetzt sind.

Dauerhaft Nano als Standardeditor festlegen

Möchtest du langfristig den Editor auf Nano umstellen – damit jedes Mal, wenn du crontab -e oder ähnliches aufrufst, automatisch Nano verwendet wird – dann musst du die Umgebungsvariable dauerhaft setzen. So wird es gemacht:

Schritt 1 – Datei anlegen oder bearbeiten

In deinem Homeverzeichnis (z. B. /home/username) legst du die Datei .profile (falls nicht vorhanden) an oder öffnest sie mit Nano:

nano ~/.profile

Schritt 2 – Variablen hinzufügen

Fügen hier am Ende dieser Datei folgende Zeilen ein:

export EDITOR="/usr/bin/nano"
export VISUAL="$EDITOR"

Damit wird beim nächsten Login/SSH die Variable gesetzt.

Schritt 3 – Sitzung neu starten

Logge dich sich aus und wieder ein (oder starte eine neue SSH-Session).

Die Variablen kannst du wie folgt überprüfen:

echo $EDITOR
echo $VISUAL

Die Ausgabe sollte /usr/bin/nano bzw. nano sein. Danach sollte crontab -e automatisch Nano öffnen.

Auf manchen Systemen wird dafür z. B. noch die Datei ~/.bashrc oder ~/.bash_profile verwendet – je nach Login-Shell. Hier in meinem Fall, bei 1und1 bzw. Ionos Shared Webhosting war dies nicht der fall und ich musste die Datei .profile verwenden.

Hinweis für systemweite Einstellung

Wenn du Root bist oder den Editor systemweit für alle Nutzer ändern willst, kannst du z. B. eine Datei in /etc/profile.d/ anlegen:

sudo nano /etc/profile.d/nano.sh

und dann folgendes einfügen:

export VISUAL="nano"
export EDITOR="nano"

Damit gilt die Einstellung für alle Nutzer.

Anwendung bei 1&1 / Ionos Shared Webhosting

Bei Shared-Hosting-Tarifen von z. B. Ionos (vormals 1&1) mit SSH-Zugang kann ebenfalls Nano als Standardeditor eingestellt werden – allerdings mit einigen Besonderheiten:

  1. Melden dich via SSH bei deinem Hosting-Account an (Shell Zugang muss aktiv sein).
  2. Wechsel in dein Home-Verzeichnis mit cd ~ (standardmäßig z. B. /home/username).
  3. Erstelle oder bearbeite dort die Datei .profile mit nano ~/.profile
  4. Füge die beiden Zeilen ein:
    • export EDITOR="/usr/bin/nano"
    • export VISUAL="/usr/bin/nano"
  5. Speichern und schließen (Strg+O, Enter, Strg+X).
  6. Logge dich aus und erneut ein – oder starte eine neue SSH-Session.

Damit sollte bei Ionos beim Aufruf von crontab -e automatisch Nano starten. In meinen eigenen Tests mit einem Ionos Shared-Tarif hat das funktioniert.

Hinweis: Bei manchen Shared-Hosting­Anbietern kann der Zugang zu bestimmten Shell-Konfigurationsdateien eingeschränkt sein – z. B. ist .bashrc nicht vorhanden oder nicht nutzbar. In solchen Fällen ist .profile meist der geeignete Ort.

Weitere relevante Themen & Hinweise

  • Welche Shell wird verwendet? Manche Accounts nutzen nicht Bash sondern z. B. Dash oder eine eingeschränkte Shell – dann kann es sein, dass .profile anders heißt oder nicht geladen wird. Das kansnt du mit echo $SHELL oder ps überprüfen.
  • Crontab vs. Root-Crontab: Wenn du sudo crontab -e verwendest oder als Root arbeitest, gelten eigene Umgebungsvariablen – hier kann es passieren, dass deine Nutzer-Einstellungen ignoriert werden.
  • Alternative Mechanismen: Auf Debian/Ubuntu gibt es z. B. select-editor, mit dem interaktiv der Standardeditor gewählt werden kann.
  • Pfad zu Nano prüfen: Stelle sicher, dass /usr/bin/nano (oder der Systempfad zu nano) stimmt – z. B. mit which nano.
  • Backup von .profile: Wenn die Datei bereits Anpassungen hat, sichere die Datei vor dem Bearbeiten bspw. mit cp .profile .profile.bkp
  • Editor in anderen Tools: Die änderung des Standardeditors wirkt nicht nur für crontab -e, sondern oft auch für andere Systemtools wie visudo, Konfigurationsskripte oder Systemupdates, die einen Editor öffnen.
  • Sicherheit im Shared-Hosting: Manche Anbieter erlauben keine persistenten Umgebungsvariablen oder überschreiben sie bei Updates.

Glossar

  • EDITOR – Umgebungsvariable, die angibt, welcher Editor standardmäßig verwendet werden soll (z. B. nano, vim).
  • VISUAL – Umgebungsvariable mit höherer Priorität als EDITOR; viele Tools prüfen zuerst VISUAL.
  • crontab -e – Kommando zum Bearbeiten der Cronjobs eines Nutzers.
  • Shared Webhosting – Hosting-Tarif, bei dem mehrere Nutzer sich einen Server teilen, häufig mit eingeschränkten Rechten.
  • SSH (Secure Shell) – Protokoll zur sicheren Verbindung mit einem entfernten Server über Kommandozeile.
  • Shell – Kommandozeilenumgebung (z. B. Bash, Zsh), die Nutzer verwenden, um auf Unix/Linux-Systemen Befehle einzugeben.
  • Home‐Verzeichnis – Nutzerverzeichnis auf dem Server, z. B. /home/username, in dem persönliche Konfigurationsdateien liegen.
  • Modus (bei Vim) – In Vim gibt es verschiedene Modi (Normalmodus, Einfügemodus, Befehlsmodus), was Bedienung komplexer macht.

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